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Die Angst vor dem Alleinsein überwinden

Stellen Sie sich vor, Sie sind mit vielen Geschwistern aufgewachsen, bei Ihnen zu Hause war immer einiges los. Die meiste Zeit Ihres Lebens waren Sie in einer Beziehung. In den Phasen, in denen Sie das nicht waren, haben Sie so viel Zeit mit Freunden verbracht, wie es nur irgendwie ging. Denn der bloße Gedanke daran, für längere Zeit niemanden um sich zu haben, versetzt Sie in Panik.

Großfamilie vor Aussicht mit Berg, vier Kinder und Elternpaar, alle Lächeln, blauer Himmel im Hintergrund
Photo by Josue Michel on Unsplash

In diesem Artikel erkläre ich Ihnen, woher diese Angst kommt und wie Sie mit ihr umgehen können.

Warum habe ich Angst vor dem Alleinsein?

Gründe für Angst vor dem Alleinsein gibt es verschiedene. Vielleicht erkennen Sie sich in einer der folgenden Situationen wieder.

Ursachen in der Kindheit

Besonders prägende Erlebnisse in Ihrer Kindheit können dazu führen, dass Sie große Angst vor dem Alleinsein entwickeln.
Dazu können gehören:

  1. Der Verlust wichtiger Bezugspersonen

  2. Vernachlässigung durch wichtige Bezugspersonen

  3. Lange Krankenhausaufenthalte

  4. Wenig enge Sozialkontakte

  5. Überbehütung durch die Eltern

  6. Sie haben in Ihrer Kindheit nicht gelernt, sich selbst zu genügen oder sich selbst zu beschäftigen.

Verlusterfahrungen und Vernachlässigung

Als kleines Kind sind Sie auf die Zuwendung Ihrer Eltern angewiesen. Wenn sich Ihre Eltern wenig um Sie gekümmert haben, früh gestorben sind oder Sie ohne ständige Begleitung Ihrer Eltern lange im Krankenhaus waren, fühlte sich das für Sie als Kind vermutlich lebensbedrohlich an. So können Sie zu der unbewussten Überzeugung gekommen sein, dass alleine zu sein schmerzhaft oder gefährlich ist. Diese Überzeugung hält bis in die Gegenwart an.

Wenig enge Kontakte

Haben Sie sich in Ihrer Kindheit oft einsam gefühlt und hatten nur wenige Freunde, entwickelte sich bei Ihnen wahrscheinlich ein großes Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit. Wie bei meiner Klientin Frau K., die zwar mittlerweile einige Freunde hat, aber das Gefühl allein zu sein nach wie vor kaum aushält, weil es sie noch immer an früher erinnert.

Kind in Klasse sitzt alleine, wird von Schulkameraden ausgelacht
Foto von RODNAE Productions von Pexels

Überbehütung

Wenn Ihnen als Kind vieles abgenommen wurde, glauben Sie vielleicht noch heute, oft auf andere angewiesen zu sein. Das kann zur Folge haben, dass Sie sich ohne die Anwesenheit anderer Menschen verloren fühlen.

Wenig Erfahrungen mit dem Alleinsein

Vielleicht waren Sie noch nie länger alleine und wissen gar nicht, was Sie in so einer Situation mit sich anfangen sollen. Denken Sie an das Beispiel mit den vielen Geschwistern. Haben Sie fast immer jemanden um sich herum, macht die Vorstellung Angst, plötzlich alleine sein zu müssen.

Ursachen im Erwachsenenalter

Angst vor dem Alleinsein kann sich aber auch erst im Erwachsenenalter entwickeln, beispielsweise nach schmerzhaften Trennungen oder Verlusten.

Wie äußert sich die Angst vor dem allein sein?

Kaum jemand von uns ist gerne lange allein.
Dafür gibt es gute Gründe: Wenn wir krank werden, ist niemand da, der sich um uns kümmert. Und wenn wir traurig sind niemand, der uns tröstet und uns beisteht. Es ist also völlig natürlich, wenn Ihnen das Alleinsein gelegentlich Angst macht. Zum Problem wird Ihre Angst erst, wenn Sie oder Menschen in Ihrem Umfeld darunter leiden und sie Ihr Leben und Ihren Alltag bestimmt.
In diesem Fall sprechen wir auch von Autophobie.
Mögliche Anzeichen für eine Autophobie sind auf der Webseite der Klinik Friedenweiler zusammengefasst:

  1. Sie versuchen mit allen Mitteln, sich vor dem allein sein zu schützen.

  2. Sie sind ständig unter Menschen und verbringen sehr viel Zeit damit, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen. Sie entwickeln quasi eine Art Kontaktsucht.

  3. Sie halten an Ihrer Partnerschaftsbeziehung fest, auch wenn Sie nicht glücklich damit sind.

  4. Sie leiden unter ausgeprägten Verlustängsten.

  5. Die oben beschriebenen Anzeichen gehen häufig mit körperlichen Symptomen einher, die sich bis hin zu Panikattacken entwickeln können (wie schwitzen, erhöhter Puls, schnelle Atmung oder Übelkeit).

Quelle

So überwinden Sie die Angst vor dem Alleinsein

Bei Ängsten neigen wir oft dazu, komplett überwältigt zu sein. Es gibt jedoch einige Tipps und Tricks, damit sie sich nicht mehr so sehr auf Ihr Leben und Ihren Alltag auswirken.

Stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein

Wie gut ist Ihre Vorstellung davon, wer Sie eigentlich sind, was Sie ausmacht, was Ihnen guttut und was Ihnen wichtig ist? Ging es in Ihrem Leben immer um die anderen und kaum um Sie selbst? Je besser Sie sich selbst und Ihre persönlichen Ziele und Werte kennen, desto besser können Sie Ihr Leben danach ausrichten. So werden Sie automatisch unabhängiger von anderen Menschen und  Ihre Angst tritt in den Hintergrund.

In meiner psychologischen Online-Beratung mache ich mich gemeinsam mit Ihnen auf den Weg, mehr zu sich selbst zu finden. Melden Sie sich hier für ein unverbindliches Gespräch an.

Kontakt

Verbringen Sie ab und zu Zeit alleine

Sie kennen das doch auch: Oft ist die Angst vor einer Sache viel schlimmer als die Sache selbst. Ich zum Beispiel hatte damals große Angst vor meinem allerersten Schultag, der dann am Ende richtig schön gewesen ist. Fallen Ihnen eigene Beispiele ein? Stellen Sie sich also gelegentlich Ihren Ängsten und finden Sie heraus, ob Sie wirklich begründet sind.

Wechseln Sie Ihre Perspektive

Denken Sie doch mal an die Vorteile, die Ihnen das Alleinsein bringen kann.
Sie können alles so machen, wie Sie es wollen! besuchen Sie ihr Lieblingscafé und lesen Sie dort in Ruhe ein Buch. Oder wie wäre es mit dem Film, den niemand aus Ihrem Freundeskreis sehen möchte, den Sie aber unbedingt auf der großen Leinwand genießen wollen?

Junge Frau trinkt Kaffee im Café und isst ein Croissant
Image by senivpetro on Freepik

Bereiten Sie sich gedanklich vor

Stellen Sie sich einmal vor, dass Ihr Partner, Ihre Eltern, Ihre Freunde oder andere wichtige Menschen nicht mehr da sind. Diese Vorstellung ist schmerzhaft. Keine Frage. Aber überlegen Sie sich einmal, was Sie langfristig tun könnten, um sich trotzdem in Ihrem Leben wohl zu fühlen.

Typische Fragen rund um die Angst, alleine zu sein

Warum taucht die Angst immer wieder auf?

Dahinter liegen oft unbewusste Denkmuster und Einstellungen. Wie zum Beispiel, dass Sie ohne andere Menschen verloren sind, sich selbst nicht genügen oder alleine im Leben nicht zurechtkommen. Diese Überzeugungen sind im Laufe Ihres Lebens durch bestimmte Erfahrungen entstanden und wirken sich noch immer auf Ihre Gefühle und Ihr Verhalten aus. Das heißt aber nicht, dass Ihre Angst nie wieder weggeht! Durch neue Erfahrungen können Sie bis ins hohe Alter neue Einstellungen und Überzeugungen entwickeln.

Warum habe ich Angst vor mir selbst?

Wenn wir Angst vor etwas haben, dann meistens, weil es uns fremd ist. Vielleicht haben Sie nie gelernt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, weil sich Ihr Leben bisher immer um andere gedreht hat. Sie wissen also nicht, was auf Sie zukommt, wenn Sie anfangen würden, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Möglicherweise haben Sie auch Probleme damit, sich selbst anzunehmen und so zu akzeptieren, wie Sie sind.

Warum kann ich nicht gut alleine sein?

Konnten schon Ihre Eltern nicht gut alleine sein? Dann haben Sie wahrscheinlich unbewusst von ihnen gelernt, dass Alleinsein etwas Schlechtes ist. Oder Sie waren in Ihrer Kindheit oft alleine und isoliert und haben diese Zeit in schlechter Erinnerung. Vielleicht wollen Sie auch immer in Gesellschaft sein, um sich von Themen abzulenken, über die Sie nicht gerne nachdenken.

Warum habe ich solche Verlustängste?

Vielleicht haben Sie in Ihrem Leben prägende Verlust- oder Trennungserfahrungen gemacht oder Ihre Eltern haben sich Ihnen gegenüber oft ängstlich und überbehütend verhalten. Mehr zu Ursachen und Lösungen erfahren Sie in meinem Blogartikel zum Thema Verlustangst.

Fazit

Halten Sie an unglücklichen Beziehungen fest, nur um nicht alleine sein zu müssen? Oder zerbrechen Ihre Beziehungen, weil andere mit Ihrem Verhalten überfordert sind? Dann lassen Sie Ihr Leben nicht Länger von Ihren Ängsten bestimmen! Gerne unterstütze ich Sie dabei.

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